Das italienische Weindepot
 
 

Blog: Schreckbichl | Südtirol
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Die sensationellen Neuerungen im italienischen Weinbau gaben vor gut 20 Jahren den Anstoß: Die Mitglieder der Kellerei Schreckbichl beschlossen unter der Leitung ihres Geschäftsführers Luis Raifer, ihre Arbeit zu überdenken und neu zu gestalten. Das Experiment gelang und die Cantina Produttori wurde so ganz nebenbei zum Avantgardisten unter den europäischen Genossenschaften. Seitdem wurde diese Arbeit oft kopiert, aber selten erreicht. Auf dem Hochplateau von Girlan kann man tief durchatmen. Die Luft ist klar, die Weinberge reichen weit, und im Hintergrund sorgt der Mendelzug mit dem Gantkofel für einen Hauch von Erhabenheit. Ebenso wie der Gedanke an die Geschichte. Vor zweitausend Jahren, so sagen Archäologen, standen hier in der Nähe römische Legionäre und blickten auf Reben und Berge hinab. Meist waren sie es, die den unterworfenen Barbaren den Weinbau beibrachten. Im Etschtal fanden sie eine blühende Weinkultur vor, die der ihren etwas voraus war: Die Räter lagerten und transportierten das kostbare Getränk in Holzfässern, während die Römer noch Krüge und Schläuche verwendeten. Sie übernahmen das bessere System. Nun kann der Anblick von weiten Weinfeldern auch die Laune trüben. Man denkt an Masse. In Girlan gibt es weniger Grund zur Sorge. Der Chardonnay, der Weißburgunder, der Sauvignon in diesen Höhenlagen gehören zu den besten der Region. Sie gehören den Mitgliedern der Weinkellerei Schreckbichl. Erstaunlich? In Südtirol waren sich Qualität und Genossenschaft noch nie so fremd wie in Deutschland seit langem. In Zeiten, in denen Wein noch nicht so viel zählte wie heute, hatten manche einen gewissen Standard. Als in den siebziger Jahren die Wende zum Besseren begann, waren die hiesigen Kellereien von Anfang an dabei.

Das Weingut hatte zwei Vorteile. Sie war erst 1960 gegründet worden und noch nicht in Routine verfallen. Die 28 Gründer waren selbstbewusste, unabhängige Winzer, denen es nicht gleichgültig war, was mit ihren Trauben in der Kellerei geschah. Zu Schreckbichl gehören Weingüter mit Tradition, wie Schloß Englar in Eppan und das Weingut Schwarzhaus in der Spitzenlage Siebeneich. Sie mussten nicht lange überredet werden, ihre Kräfte zu bündeln, zumal es erfolgreiche italienische Vorbilder gab. Geschäftsführer Luis Raifer erzählt: 'Wir haben uns gesagt: Das müssen wir auch können.' Die Reform verlief - vorerst - auf zwei Ebenen. Erstens ging es darum, den Vernatsch salonfähig zu machen. Das Südtiroler Alltagsgetränk ist nach wie vor die Basis des Betriebs. Ertragsbegrenzung, aufwändige Lese mit drei Durchgängen und individuelle Vinifizierung nach Lagen führten schnell zum Ziel. Nicht jeder der Schreckbichl-Winzer fügte sich wie gewünscht den neuen, strengeren Regeln. Viele von ihnen betrieben neben dem Weinbau auch Obstbau, der schnelles Geld brachte. Es konnte passieren, dass der eine oder andere sich erst um die Äpfel, dann um die Trauben kümmerte. Sie pflückten zu früh oder zu spät, oder sie pflückten am Abend, ließen die Trauben über Nacht liegen und brachten sie erst am nächsten Morgen. Die Strafe: Die Trauben wurden streng kontrolliert und deklassiert, d.h. schlechter bezahlt'.

Die zweite Ebene der Reform: die Stars. Sie pflanzten edle Rebsorten wie Sauvignon, Cabernet und Pinot Nero in den besten Lagen und bauten sie in exzellenten Jahren in großen oder kleinen Eichenfässern zu Spitzenweinen aus. Das erstklassige Programm mit dem Markenzeichen 'Cornell', das immer nur in Mengen von einigen tausend Flaschen produziert wurde, war vor allem für die gehobene Gastronomie bestimmt. Im Jahr 1988 wurde eine zweite 'Starparade' mit dem Namen 'Praedium Selection' eingeführt. 'Cornell und Praedium...', sagt Luis Raifer,'...machen unser Image aus. Es sind zwar nur 10% unserer Produktion, aber ich denke, das ist ein gutes Verhältnis. Als Weingut können wir nur bis zu einer gewissen Grenze wie ein privater Winzer arbeiten'. Inzwischen haben viele Erzeuger von den Schreckbichlern gelernt und ihre eigenen Spitzenweine kreiert. Scheinbar ist es etwas ruhiger geworden um die Girlaner-Macher, aber das täuscht. Die erfolgreiche Arbeit im Spitzensegment hat vor allem in den letzten zehn Jahren einen erheblichen Einfluss auf die Qualität der preiswerten klassischen Weine gehabt. Heute ist es so, dass es vielen Kellereien in Südtirol gelungen ist, auch eigene Stars zu kreieren, aber das reicht noch nicht für eine insgesamt erfolgreiche Arbeit. Was zählt, sind die restlichen 90% der Produktion, denn auch die wollen gut gemacht sein. - Gerardo [TS06/22]


Schreckbichl Südtirol © www.colterenzio.it

Steckbrief
NameSchreckbichl
RubrikSüdtirol
Gründungsjahr1939
EigentümerGenossenschaftseigentum
ÖnologeMartin Lemayr
Jahresproduktion (Fl.)1.600.000
Rebfläche (Hektar)300
TraubenzukaufNein
BewirtschaftungKonventionell

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