Blog: Primitivo (Alle) | Rebsorte

In der Vergangenheit wurde Primitivo oft als Verschnittwein verwendet, aber heute erkennen wir immer mehr die Schönheit dieser Rebsorte. In Apulien, im Herzen der Provinz Tarent, gibt es für diese alte Rebsorte eine eigene DOC (höchste und garantierte Herkunftsbezeichnung) namens 'Primitivo di Manduria'. Sie wird auch im Gebiet von Gioia del Colle angebaut, und im Gebiet von Brindisi wird der Primitivo oft als einzige Sorte vinifiziert.

Primitivo
Über den Ursprung der Rebsorte Primitivo gibt es viele Meinungen. An ihrer Verbreitung besteht jedoch kein Zweifel: Die autochthone italienische Rebsorte wird auf einer Gesamtfläche von rund 9.000 Hektar angebaut und gehört damit zu den zehn am meisten angebauten Sorten in Italien. Auch wenn in letzter Zeit immer wieder von einer Verwandtschaft mit der Rebsorte Zinfandel die Rede ist, ist eines sicher: Primivito ist seit dem frühen 18. Jahrhundert in der italienischen Region Apulien heimisch und weit verbreitet. Die genetische Ähnlichkeit mit anderen Rebsorten - sei es nun Zufall oder Überbleibsel noch älterer Verbreitungswege - kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Primitivo in seiner heutigen Form aus der italienischen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Viele vergleichen ihn wehmütig mit dem Zinfandel, zumal der Primitivo im Ausland weit weniger bekannt ist als sein scheinbarer Cousin - Grund genug, etwas zur Rettung dieser verkannten Rebsorte beizutragen.

Herkunft
Im Grunde weiß niemand genau, woher die Rebsorte Primitivo eigentlich stammt. Einige Experten glauben, dass sie von Illyrern aus Dalmatien eingeführt wurde. Andere glauben, dass der Primitivo seinen Ursprung in Apulien selbst hat - wie 2.000 Jahre alte Spuren zeigen. Andererseits gibt es sogar Experten, die glauben, dass Primitivo eine 'junge' Rebsorte ist, die erst Ende des 18. Jahrhunderts in Süditalien auftauchte. Zwei weitere Meinungen zeigen die Vielfalt der Theorien: Die eine geht davon aus, dass ein Unternehmer aus Ungarn den Primitivo um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Kalifornien exportierte. Die andere geht vom umgekehrten Fall aus: Der Primitivo trat seine Reise von Kalifornien aus an und landete in Apulien.

Eigenschaften
Schon aus ihrem Namen lässt sich ableiten, dass der Primitivo (von primo = der Erste) eine früh reifende Rebsorte ist. Eine scheinbare Fehlübersetzung der früher als Primativo (= die früh reifende Traube) bekannten Rebsorte brachte ihr den Zusatznamen 'die Einfache' (= von primitiv) ein, der aber weder richtig noch gerechtfertigt ist.  Die Trauben sind mittelgroß und sehr dicht am Rebstock, sie haben eine lange konische Form mit zwei seitlichen 'Flügeln'. Die Schale der mittelgroßen, kugelförmigen Beeren ist dunkelblau und von einer weißen Wachsschicht bedeckt. Eine der Besonderheiten des Primitivo besteht darin, dass diese Rebsorte etwa zwanzig Tage nach der Ernte erneut Trauben hervorbringen kann, allerdings mit einem sehr geringen Ertrag. In der Vergangenheit wurden diese zweiten Trauben verwendet, um den Wein aus der ersten Ernte etwas mehr zu korrigieren, vor allem in Bezug auf den Säuregehalt. Die aus Primitivo-Trauben hergestellten Weine haben im Allgemeinen eine sehr dichte rubinrote Farbe, die ins Violette tendiert. Das Aroma erinnert vor allem an Waldbeeren, Kräutergewürze und Tabak. Am Gaumen sind die Weine kompakt und durch einen hohen Alkoholgehalt gekennzeichnet. Primitivo kann mehrere Jahre lang gut gelagert werden. Primitivo-Trauben werden auch zur Herstellung von süßen und trockenen Likören verwendet. - Gerardo [TS02/23]