Frizzante & Spumante | Italienischer Perl- & Schaumwein
Pro-Secco? Klingt gut, nicht wahr? Man könnte fast meinen, dass ein mit allen Wassern gewaschener Marketingstratege sich diesen Namen ausgedacht hat! 'Pro' klingt schon ungemein positiv - und wer hat nicht Lust auf einen 'Secco'? Prosecco (neuerdings Glera) ist der Name der Rebsorte, und die gibt es schon seit Jahrhunderten. So wie der Schaumwein Prosecco aus Conegliano und Valdobbiadene in der Provinz Treviso. Die Weinberge, in denen die weißen Trauben auf genau definierten Lagen gedeihen, sind fantastisch zwischen den weiten, geschwungenen Hügeln nördlich von Venedig gelegen.
Lange Zeit war der prickelnde Weißwein nichts weiter als ein ländlicher, aber delikater, erfrischender Wein, der hauptsächlich an Ort und Stelle getrunken wurde - und höchstens bis nach Venedig reiste. Erst in den letzten Jahren wird er zunehmend in Flaschen abgefüllt und ist inzwischen sogar zum neuen Stern am Sekthimmel avanciert. Er eignet sich am späten Vormittag in einem Café ebenso gut wie am frühen Abend in einer Bar; Frizzante und Spumante sind sowohl als Aperitif als auch als kühle Erfrischung in heißen Nächten geeignet.
Der Wein aus der Glera-Traube ist in drei Varianten erhältlich: als stiller Wein (eher unbekannt), als Schaumwein (frizzante) und als Sekt (spumante). Die klassische Variante ist der Schaumwein (frizzante). Er ist prickelnd, erfrischend und hat einen mäßigen Anteil an natürlicher Kohlensäure und ist außerdem von der Schaumweinsteuer befreit. Viele Weintrinker lieben die moderate Kohlensäure des Frizzante. Spumante (Schaumwein) hingegen ist die Variante mit einer höheren Konzentration an Kohlensäure. Eine Lagerzeit auf der Flasche von einem Jahr bekommt dem Prosecco spumante ganz gut, er wird deutlich ausgewogener. Die Spumante-Variante ist preislich immer teurer als der Frizzante, da die deutsche Schaumweinsteuer von 1,21 Euro anfällt und außerdem spezielle Flaschen für den höheren Druck verwendet werden müssen.
Der Sekt (der Frizzante) ist der Klassiker aus dem Anbaugebiet. Bis in die Neuzeit haben die Winzer die im Frühjahr neu entfachte Gärung als Grundlage für den Sekt genutzt. Dies war schon immer sein Markenzeichen. Lassen Sie sich also nicht irritieren, wenn Sie immer wieder lesen, dass der Prosecco Spumante (Schaumwein) der wahre Prosecco wäre und der Frizzante nur etwas für Anfänger, es sei vielleicht gerarde umgekehrt. Diese Behauptung steht weder im Einklang mit der Entwicklungsgeschichte dieses Weins, noch mit seinen zarten, fragilen Aromen. Erst die Kellertechnik der Neuzeit erlaubt die Versektung von Weißwein. Dem Produkt wird also die doppelte Menge an Kohlensäure zugeführt, die am Ende zusammen mit der Dosage, d.h. der Zugabe von Zucker oder Likör, den gewünschten Geschmack ergeben soll.
Der Erfolg des Sekts war absehbar. Die Nachfrage nach günstigem Sekt für alle wurde durch das bewährte Discount-Rezept befriedigt. In der klassischen DOCG-Hügelzone sind die Rebflächen und die Hektarerträge streng begrenzt und werden überwacht. Da der Anbau der Glera-Traube grundsätzlich überall möglich und legal ist, kamen schnell neue Flächen außerhalb der DOC-Zone mit der Bezeichnung Prosecco IGT (Tafelwein) hinzu, vor allem in den flachen Gebieten der benachbarten Piave-Region. Die Hektarerträge erreichen dort leicht das Doppelte und mehr Trauben pro Hektar als die im DOC-Gebiet erlaubten 120 Doppelzentner/Hektar. Da die Glera-Rebe grundsätzlich sehr wüchsig ist, ist ihre 'Ausbeutung' für industriellen Wein (Verarbeitungswein) einfach. Hohe Erträge stehen nicht nur für günstige Preise, sondern auch für minderwertige Qualitäten. Neben der optimalen Reife der Trauben sind auch korrekte, meist niedrige Hektarerträge wichtige Faktoren. Die erlaubten DOC-Mengen von 120/dz ha sind keineswegs wahnsinnig niedrig, gesunde Böden und Reben leben hier im Einklang mit der Natur. Um des Profits willen ist Selbstbeschränkung nicht erwünscht, denn man hört von Hektarerträgen, die jenseits der 300 Doppelzentner pro Hektar liegen. - Gerardo [TS06/22]