Wein aus Italien | Rosso. Bianco. Rosato. Prosecco & Spumante
'Oinotria' das Weinland, nannten die alten Griechen Italien. Ein Name, aber auch eine Auszeichnung, denn die Hellenen wußten gute Tropfen sehr wohl zu schätzen, und Dionysos, der drobenin ihrem Götterhimmel die Interessen der Weinbauern und Weintrinker vertrat, hätte solch ehrenvolle Bezeichnung bestimmt zu verhindern gewußt, wäre nicht Italien schon damals - eben das Mekka aller antiken Weinkenner gewesen. Und während sich droben im Norden noch milchiger Metschaum in den Räuschebärten der Germanen verfing, stand Julius Cäsar in Rom bereits vor der wichtigen Aufgabe, aus einer üppigen Auswahl von Sorten und Jahrgängen jenen Wein auszulesen, der sein konsularisches Inaugustions- und Staatsbankett erst zu einer wirklichen Tafelfreude zu erheben vermochte. Bacchus beriet ihn allerdings gut, denn wir wissen aus alten Quellen, daß er sich für einen goldgelben Mamertino aus Sizilien entschied. Vielleicht für einen Jahrgang Fünfzig ante Christum natum, weil damals eine wahrhaft afrikanische Sonne die insularen Reben beschien.
Er hätte aber auch einen anderen Tropfen in wohlgefüllten Amphoren heranschaffen können, denn von den Hängen dicht unter den Alpen bis hinab zum südlichsten Mittelmeerufer hatte die 'Vitis vinifera' oder Weintraube schon seit Urzeiten in Italien ihr Wohnrecht, das sich stets nur mit der Pflicht verband, dem Menschen Freude zu bringen. Ja, zu einer Zeit, da ein Eichhörnchen, ohne jemals iberischen Boden zu berühren, von Portugal bis nach Katalonien von Ast zu Ast springen vermocht hätte, zu einer Zeit, da man in den Rheinlanden noch den Bären am Spieß briet und da man anderswo höchstens aus Kräutern Getränke zu bereiten verstand, gab es südlich der Alpen längst schon fröhliche Weinlesen.
Mit recht stehen Eroberer niedrig im Kurswert. Als die römischen Legionen sich aufmachten, um Iberien und Gallien und Germanien ihrem Reich einzuverleiben, wurden sie in jenen Landstrichen keineswegs mit offenen Armen empfangen, und das Lied vom geschlagenen Varus erfreut heute noch treudeutsche Herzen. Die grimmen Legionäre aus italienischen Landen, die mit feurigem Wein offenbar noch zusätzliches Feuer getrunken hatten, zogen aber nicht nur mit ihren Waffen aus, um die damals bekannte Welt zu erobern. Irgendwo bei ihrem Tross und sorgfältig gegen die Einflüsse einer rauheren Umwelt geschtützt, folgten ihnen nämlich junge Schosse der Rebe. Und wenn sie irgendwo einen richtigen Sonnenhang unter Hügelkuppen entdeckten, dann legten diese Krieger ihre Waffen beisiete und wurden zu Weinbauern, die sorglich und pfleglich und voll schöner Hoffnung ihre mitgebrachten Schützlinge der guten Erde anvertrauten. So kam der Weinbau auch nach dem Norden, und heute noch erfreut und das Geschenk, das vor rund zweitausend Jahren fremde Konquistadoren uns brachten.
Doch den wahren Wert dieses Geschenkes entdeckten unsere Vorfahren erst, als sie die Gabe annahmen und daran gingen, auch selber Rebbau zu treiben. In Gegenden nämlich, wo die Traube zu reifen vermag und wo in tiefen Kellern das Wunder der Weinwerdung sich immer wieder vollzieht, wandelt sich der Mensch. Ein guter Wein führt zu gutem Gespräch, im guten Gespräch öffnen sich gegenseitig die Herzen, findet man gemeinsame Nenner, und damit gelangen wir zu einem der höchsten unter den Werten - zur Toleranz. Weintrinker sind darum niemals Sektierer noch gedenken sie, ihren Nächsten nach dem eigenen unvollkommenen Bilde zu formen. Und eben - auf dieser Stufe sind sie jenem entronnen, was wir auch heute noch mit Blick auf die Umwelt als barbarisch bezeichnen.
Damit führt uns die Reise aus rauheren Gefilden wiederum nach Italien zurück, wo die Traube eine ihrer angestammten Heimstätten besitzt, Italien - Antike, Renaissance, Barock - Baukünstler, Bildhauer, Musiker, Maler - uraltes Kulturland! Wäre wohl diese Kultur auch zwischen Brombeerstauden so herrlich erblüht? Kultur aber ist auch gegenseitiges menschliches Verständnis, und wenn die Gegensätze auch da sind, so werden der Don Camillo und der Peppone hinter einem Glase Lambrusco das Aufeinanderprallen doch immer wieder zu dämpfen verstehen und wird ein neuer Savonarola das 'te absolvo' leichter aussprechen, wenn ein gemeinsamer und kräftiger Schluck Chianti das Sündenbekenntnis begleitet.
So gelangen wir denn zur bedeutsamen Frage, was eigentlich Wein ist, was der Wein dem Italiener bedeutet und was uns, die wir mindestens im Weine die römische Nachfolge antraten? Ist Wein ein Getränk? Ist Wein Nahrung? Wohl beides, vor allem aber ist er ein entscheidender Kulturträger. Und weil uns das Kulturbedürfnis immer wieder nach Süden über die Alpen entführt, vermögen wir uns eine Italienreise überhaupt nicht zu denken, ohne auch mit dem italienischen Weine Freundschaft zu schließen. Dabei werden sich viele immer wieder dem 'Vino del Paese' zuwenden, dem Wein, der in der nächsten Umgebung jener Osteria gedeiht, die den hungrigen Gast so freundlich empfing. Gewiß, damit fahren wir gut, wir versagen uns indessen die 'höhere Reife'.
Um diese zu erlangen, müßten wir uns nämlich an die gastronomischen Quellen begeben, in eine jener Trattorien zwischen Piemont und Sizilien, wo die wahren Buongustai, die wirklichen italienischen Feinschmecker und Epikuräer sich treffen. Und wir müßten dann über deren Schulter kiebitzen, wenn sie 'gewusst was' und 'gekonnt' ihre zu Ravioli und Tortellini, zu Pizza oder Spaghetti, zu Braten oder Wildbret, zu Fisch oder 'Frutta di Mare' passenden Weine auslesen. Spitzenweine natürlich, die jeden Vergleich mit anderen großen Weinen Europas glänzend bestehen. Und dazu ein Angebot in phantastischer Fülle, das man kaum völlig überschauen kann. - Gerardo [TS06/22]